Stressabbau mit Gewichtsdecken

Als ich euch letztens nach euren Erfahrungen mit der Corona-Krise und den ersten Woche mit Ausgangsbeschränkung gefragt habe, haben viele von euch erzählt, dass sie schlecht schlafen und dauerhaft sehr angespannt sind. 

Obwohl man theoretisch weiß, was zu tun ist – Strukturen schaffen, Routinen neu etablieren – klappt es oft nicht so gut, wie man möchte. Das frustriert natürlich, ist aber völlig normal. Denn die aktuellen Veränderungen machen vielen neurodiversen Menschen sehr zu schaffen. Viele von uns sorgen sich zusätzlich noch um Familie und Freund*innen, um ihre Jobs und Existenzen. Wir sind voller Angst vor den Veränderungen, die nach der Krise auf uns zukommen könnten und verlieren uns in Gedankenspiralen. Diese Ängste und der damit verbundene Stress machen es oft noch schwerer, wieder ins sprichwörtliche Gleichgewicht zu kommen.

Weiterlesen

Entspannungshilfe Gewichtsdecke

Wir Autist*innen sind vom Alltag sehr gestresst.
Den ganzen Tag über Sinnesreizen ausgesetzt sein, die man nicht filtern kann, ist sehr anstrengend. Situationen, Vorgänge und Veränderungen zu händeln, die man oft nicht kontrollieren kann, erzeugt Anspannung und Druck und kostet viel Kraft.

Jeden Tag müssen wir abschätzen, welche Termine, Erledigungen und Kontakte sich mit der Energie ausgehen, die wir gerade zur Verfügung haben und wo wir auf Teilhabe verzichten müssen. Zu all dem ist es oft erforderlich, mit starken Ängsten zurechtkommen, die viele Alltagssituationen überschatten.

Die Erholungszeit, die uns ein normaler Alltag zugesteht, reicht oft nicht aus, um unsere Batterien wieder aufzuladen. Wir schlafen schlecht, sind unruhig, quälen uns durch Overloads. Manche von uns kommen damit in eine Abwärtsspirale, an deren Ende man kraftlos zurückbleibt.

Weiterlesen

Interview mit ergopraxis – „Ich lasse mich nicht auf faule Kompromisse ein“

Vor einiger Zeit hatte ich die Ehre, der Fachzeitschrift ergopraxis ein Interview zu meinem ersten Buch „Verstörungstheorien“ zu geben. Dabei entwickelte sich ein angenehmes und anregendes Gespräch über Autismus, Teilhabe und Therapien, an das ich bis heute gern zurückdenke. Thieme stellt das Interview ausnahmsweise kostenfrei zur Verfügung und erlaubt mir, es euch hier zu zeigen. Vielen Dank dafür! Weiterlesen

Inklusion ist überlebensnotwendig

In Deutschland leben 7,6 Millionen schwerbehinderte Menschen, in Österreich sind es weitere 1,6 Millionen – in der Summe also 9,2 Millionen Menschen, deren Teilhabe am gesellschaftlichen Leben eingeschränkt ist. Um sie teilhaben zu lassen, müssen sie in das soziale Leben und in das Berufsleben inkludiert werden.

Doch Inklusion von Menschen mit Behinderung gehört zu den aktuell umstrittensten Themen, wird oft für gescheitert erklärt und hat lang nicht die Dringlichkeit, die notwendig wäre. In Folge dessen fristen viele dieser Menschen in Parallelgesellschaften ein unselbstständiges Dasein, was immer wieder unangenehme oder gewaltvolle Situationen für sie entstehen lässt.  Weiterlesen

Autismuskompetenz bei der CDU/CSU

CDU, CSU, Autismus, Hilfe, behinderung
Autist*innen und ihre Angehörigen wissen es schon lange – nun beschäftigt sich auch die CDU/CSU mit der schwierigen Alltagssituation von Menschen im autistischen Spektrum. Die Lebensqualität von Autist*innen ist oft prekär und es gibt kaum alltagspraktische Hilfsangebote, gleich, ob es sich um die Wohn- und Pflegesituation auffälliger Autist*innen oder um Hilfen des täglichen Lebens für unauffälligere Autist*innen handelt. Einige dieser Probleme sollen laut CDU/CSU gelöst werden, was ich nur begrüßen kann. Weiterlesen

Religionszugehörigkeit: Verschwörungstheorie


Niemand weiß, wie es begann.
Der erste kollektive Glaube war vermutlich eine Erklärung für Naturphänomene und Schicksalsschläge, auf die sich eine Gruppe Menschen einigte. Dieser Glaube gab Halt angesichts des Donners, er spendete Trost, wenn der Regen ausblieb, er gab einen Grund, wenn die Liebsten starben. Kurz gesagt: Er verlieh Dingen, die dem Zufall geschuldet sind – inklusive der eigenen Existenz – einen Sinn.

Irgendwann begriff der Erste, dass man mit diesem Glauben Kontrolle ausüben konnte. Vielleicht beruhte dessen Motivation sogar auf einem ganz und gar unschuldigen Blickwinkel: Aus dem Wunsch heraus, Ruhe und Frieden in der Gruppe aufrechtzuerhalten, überhaupt eine Gemeinschaft zu bilden, die über Ort und Zeitpunkt hinausging, berief er sich auf den neuen Glauben, auf diese Erklärungen und forderte Einigkeit. Doch wie es bei Spider-Man heißt: Aus großer Macht folgt große Verantwortung. Einer berücksichtigte das, Andere zogen ihren Nutzen aus dieser Macht. Weiterlesen

Kann man autistisch werden?

Der Mensch ist seit jeher ein neugieriges Wesen, das nie aufhört zu lernen und unaufhörlich nach Lösungen und neuen Erkenntnissen strebt. Das ermöglicht es uns, immer mehr Wissen zu erlangen und den Geheimissen des Universums auf die Spur zu kommen.

Autismus – die große Unbekannte



Eines der noch kaum ergründeten Themen, die den Menschen intensiv beschäftigen, ist Autismus. Es wird viel dazu geforscht,  gemutmaßt, gerätselt und scheint derart unbegreiflich zu sein, dass man oft von einer „geheimnisvollen Krankheit“ liest, von „anderen Welten“, in denen Autist*innen leben, von „unerklärlichen Verhaltensweisen“. 
Autist*innen hingegen finden sich gar nicht so geheimnisvoll und können sehr viel von dem, was ganze Forscherteams beschäftigt, recht umfangreich erklären. Was sie nicht erklären können ist, warum sich die Forschung vor allem mit den Ursachen und deren Beseitigung beschäftigt, nicht aber damit, wie man ihnen das Leben erleichtern könnte. Weiterlesen

Die Selbstvertretung im Zusammenspiel mit Fachkräften

Vor ein paar Monaten habe ich schon einmal darüber geschrieben, wie schwer es ist, sich für die autistische Selbstvertretung stark zu machen. Inzwischen hat sich die Situation noch verschärft. Seit die Aktion Mensch entschieden hat, ihre Förderung für ABA-Projekte auslaufen zu lassen und keine neuen Projekte zu fördern, die ABA beinhalten, haben sich die behindertenfeindlichen Angriffe, vor allem von Fachkräften, gefühlt vervielfacht.

Weiterlesen

Hat die GFCF-Diät Einfluss auf Autismus?

Diäten sind die neuen Religionen. In unserem Bedürfnis, schöner, besser, klüger und gesünder zu werden, überschreiten wir hin und wieder die Grenzen der Vernunft und der Wissenschaft. Dieser Drang nach Selbstoptimierung durchzieht die ganze Gesellschaft; wer noch nie eine Diät gemacht hat, der werfe das erste Puddingteilchen. Bedenklich wird es allerdings, wenn man Diäten mit Heilsversprechen verknüpft und an denen anwendet, die (noch) nicht darüber entscheiden können, was sie essen: an Schutzbefohlenen, also Kindern.

Eine dieser Diäten, die immer wieder mit unseriösen Heilsversprechen auffällt und sich wachsender Beliebtheit bei Eltern autistischer Kinder erfreut, ist die GFCF-Diät.
GFCF meint glutenfrei (Gluten = Klebereiweiß, eine Proteinmischung die in einigen üblichen Getreidearten vorkommt) und caseinfrei (Casein = Milcheiweiß). Bei dieser Ernährungsform wird auf glutenhaltiges Getreide (Weizen, Roggen, Gerste, Dinkel) sowie Milch und Milchprodukte verzichtet.
Weiterlesen

ABA stoppen – Ein erster Schritt.

stop-1374937_1920

 

Die Belange von Autist*innen stehen in der Regel nicht auf der politischen Agenda – weder in Sachen Bildung, noch mit Themen, die das Schwerbehindertenrecht betreffen. Und das, obwohl sich selbst der UN-Generalsekretär bereits zu unserer Lage geäußert hat. Wir fühlen uns dadurch nur noch mehr als Personen, deren Rechte nicht anerkannt und deren Bedürfnisse ignoriert werden. So wie im bereits seit Jahren geführten Kampf gegen die Therapiemethode ABA, die Elemente aus Folter und Missbrauch enthält und trotzdem als Nummer Eins-Therapiemethode für Autist*innen gilt. Allein die Tatsache, dass eine derart schädigende, traumatisierende Methode im Jahre 2016 noch angewandt werden darf, sollte uns schon erschrecken. Umso schlimmer ist es, dass sie von Organisationen wie Aktion Mensch – die sich laut eigenen Angaben für Menschen mit Behinderung einsetzen – mit sechsstelligen Summen gefördert wird.
Weiterlesen