Dies ist auch unsere Welt

Ein Kommentar zum Film “Warum ich euch nicht in die Augen schauen kann”

Seit einigen Jahren ist Autismus immer häufiger Thema in der Popkultur: Atypical und Love on the Spectrum auf Netflix, As We See It auf Amazon Prime, die stark kritisierte ZDF Serie Ella Schön oder die VOX-Produktion Tonis Welt sind nur einige Beispiele. 

Am 1. April 2022, dem Tag vor dem Weltautismustag, startet mit dem Dokumentarfilm “Warum ich euch nicht in die Augen schauen kann” eine weitere dieser Produktionen in den deutschen und österreichischen Kinos.

Der preisgekrönte Filmemacher Jerry Rothwell wollte einen Film zu schaffen, der Autismus “von innen heraus” erlebbar machen soll. Grundlage dafür ist der Bestseller des mutistischen Autors Naoki Higashida. Er schrieb ihn im Alter von 13 Jahren und schildert darin sein Erleben und Empfinden als autistische Person in einer für neurotypische Menschen geschaffene Welt.

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Behindert werden, behindert sein.

Geht es um Behinderungen, wird in Österreich der Begriff „Menschen mit Beeinträchtigungen“ bevorzugt. Das Wort “behindert” wird in manchen Berufsgruppen sogar zum No-Go erklärt. Es muss zum Beispiel im pädagogischen Bereich zwingend vermieden werden. Benutzt man es, ruft man Entsetzen hervor und wird umgehend belehrt. Denn nichtbehinderte Menschen, Organisationen, Firmen, NGOs – alle meinen, mit der Floskel “Menschen mit Beeinträchtigungen” auf der politisch korrekten Seite zu sein. Sie sind es nicht. 

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“Love on the Spectrum” – Liebe unter Beobachtung

(c) Netflix

Wann immer eine neue Serie oder ein neuer Film zum Thema Autismus erscheint, ähneln sich die Reaktionen: Nichtautist*innen sind gern unreflektiert begeistert, Autist*innen ängstlich und besorgt über die Art, wie sie dargestellt werden. Zuletzt ließ sich das bei der coming-of-age Serie Atypical beobachten. Nun gibt es einen neuen Anlass.

Am 22. Juli 2020 veröffentlichte Netflix die 5 Folgen umfassende Dokuserie “Love on the Spectrum”, die für den australischen Fernsehsender ABC produziert wurde. “Love on the Spectrum” ist nicht die erste Serie mit behinderten Protagonist*innen aus der Hand des  Produzenten und Regisseurs Cian O’Clery. 2018 erschien “Employable Me”, eine australische Dokumentarserie, in der Menschen mit körperlichen Behinderungen oder Neurodiversitäten bei der Arbeitssuche unterstützt wurden. 

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„Normal sein“ kann man nicht üben.

Österreich kehrt langsam zu einem Alltag zurück, der dem vor der Covid-Pandemie ähnelt. Menschen, die bisher im Homeoffice arbeiten konnten, gehen nach und nach wieder in die Büros. Ein großer Teil von ihnen sogar mit viel Freude. Einige haben die negative Erfahrung gemacht, dass sie zu Hause deutlich mehr arbeiten als im Büro, anderen fehlt der persönliche Austausch und Kontakt mit den Kolleg*innen. Wieder andere hatten Probleme, nach dem Arbeitsende die Grenze zum Privatleben zu ziehen. Sie hatten das Gefühl, nicht abschalten zu können, wenn der Schreibtisch in der eigenen Wohnung steht. Wenn für diese Menschen der Arbeitsweg Distanz zum Beruf schafft, ist es zuhause mit dem Wegpacken des MacBooks nicht getan.

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Rezension: „Annika Rose und die Logik der Liebe“

Die meisten Texte und Bücher, die ich zum Thema Autismus lese, sind Berichte und Erzählungen Betroffener, Fachbücher oder Ratgeber. Romane waren bislang nicht dabei. „Annika Rose und die Logik der Liebe“ von Tracey Garvis Graves bricht nun mit dieser Gewohnheit.

Das 320seitige Buch erschien im Dezember 2019 im Knaur Verlag als Übersetzung des Originaltitels „The Girl He Used to Know“.

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Neue Normalitäten

Seit einigen Tagen sind die Ausgangsbeschränkungen in Österreich gelockert. Menschen drängen wieder nach draußen, genießen die Frühlingssonne und suchen in den Einkaufsstraßen und den Parks nach einer neuen Normalität. Doch wie sieht sie aus? Ist es für alle die selbe?
Die Welt hat sich in den vergangenen 47 Tagen verändert und wir mit ihr. Viele Nichtbehinderte haben das erste Mal bewusst eine Behinderung ihres Alltags gespürt.

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Sozialkontakte pflegen während Covid 19, Social Distancing und Ausgangsbeschränkung

Eines der Diagnosekriterien für das Autismusspektrum ist ein Defizit in der sozialen Kommunikation und Interaktion. Das kann die Wechselseitigkeit von Kommunikation betreffen oder das Teilen von Interessen. Auch das Initiieren von Kontakten und Gesprächen kann herausfordernd sein. Oft haben autistische Menschen Probleme, nonverbale Kommunikation zu verstehen. Dazu gehören Körpersprache und Mimik. Manche Autist*innen haben auch selbst eine eingeschränkte Mimik und eine reduzierte Körpersprache.

Als Person im Spektrum ist man all das von Geburt an gewohnt. Manchen gelingt es trotzdem, Freundschaften und Partnerschaften zu führen. Andere finden alternative Möglichkeiten oder sind mit wenigen Kontakten zufrieden. Viele Autist*innen berichten aber auch von Einsamkeit und vermissen es, Menschen um sich zu haben, mit denen sie enge soziale Beziehungen führen können.

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Gedanken zum Weltautismustag 2020

Kaum zu glauben: Erst 2006 verabschiedeten die Vereinten Nationen die Behindertenrechtskonvention, ein Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen. 2008 trat sie in Kraft. Heute, im Jahr 2020 hält sich noch immer kein Land in Gänze daran. Nur einzelne Punkte werden, mal mehr, mal weniger motiviert und oft mit spärlichen finanziellen Mitteln umgesetzt.

Ebenfalls 2008 führten die Vereinten Nationen den Welt-Autismus-Tag ein. An diesem Tag soll auf Autismus und die damit einhergehenden Barrieren, die uns die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben erschweren, aufmerksam gemacht werden.

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Stressabbau mit Gewichtsdecken

Als ich euch letztens nach euren Erfahrungen mit der Corona-Krise und den ersten Woche mit Ausgangsbeschränkung gefragt habe, haben viele von euch erzählt, dass sie schlecht schlafen und dauerhaft sehr angespannt sind. 

Obwohl man theoretisch weiß, was zu tun ist – Strukturen schaffen, Routinen neu etablieren – klappt es oft nicht so gut, wie man möchte. Das frustriert natürlich, ist aber völlig normal. Denn die aktuellen Veränderungen machen vielen neurodiversen Menschen sehr zu schaffen. Viele von uns sorgen sich zusätzlich noch um Familie und Freund*innen, um ihre Jobs und Existenzen. Wir sind voller Angst vor den Veränderungen, die nach der Krise auf uns zukommen könnten und verlieren uns in Gedankenspiralen. Diese Ängste und der damit verbundene Stress machen es oft noch schwerer, wieder ins sprichwörtliche Gleichgewicht zu kommen.

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Der Corona-Virus und COVID-19: Erfahrungsberichte mit der Ausgangsbeschränkung

In Österreich haben wir bereits fünf Tage mit Ausgangsbeschränkung verbracht – eine Maßnahme der österreichischen Regierung, um die Verbreitung von Covid 19 zu verlangsamen. Vier weitere Wochen liegen noch vor uns. Bayern hat nun ebenfalls reagiert und vorerst für den Zeitraum von zwei Wochen eine Ausgangsbeschränkung mit ähnlichen Bedingungen wie in Österreich erlassen. Sicherlich werden in den kommenden Tagen weitere Bundesländer Maßnahmen ankündigen.

Auch, wenn man neue Routinen etabliert und die Alltagsstruktur anpasst, kostet manchen Menschen das Verarbeiten dieser neuen Situation viel Kraft. Besonders für neurodiverse Menschen sind Veränderungen jedweder Art sehr herausfordernd.
Ich habe neurodiverse User*innen auf Twitter gebeten, von ihren Erfahrungen der letzten Tage zu berichten. Davon, was gut funktioniert hat, aber auch von den Schwierigkeiten und Problemen, vor die sie diese Pandemie stellt. Einige der Berichte möchte ich gern mit euch teilen.

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