Kommentar zur parlamentarischen Bürgerinitiative „fairändern“

Schwangere Person hält ein Ultraschallbild eines Fötus vor ihrem Bauch.

Frauen* in Österreich erleben unter Schwarz-Blau eine Regierung, die versucht, ihnen hart erkämpfte Rechte nach und nach zu nehmen – zugunsten eines konservativen Rollenbildes. Manches, wie die Bewertung von Arbeitssuchenden via Algorithmus, der Frauen und Minderheiten automatisch schlechter einstuft, geschieht unter den Augen der Öffentlichkeit. Anderes, wie die parlamentarische Bürgerinitiative “fairändern” wird im Verborgenen vorangetrieben.

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Wünsch dir was?

 

Stell dir vor, du wachst auf und vor deinen Augen schwebt eine Zauberstab schwingende Fee, begleitet von weichem Licht, Feenstaub, Glöckchen und was eben so dazu gehört. Nach dem ersten Schrecken und ein bisschen Ungläubigkeit, Augenreiben und dem Wunsch nach einer großen Menge Kaffee kommt sie auch schon zur Sache. Die klassischen drei Wünsche sind gerade aus (oder sie will am frühen Morgen nicht so viel arbeiten, man weiß es nicht), darum lässt sie dir genau eine Wahl: Du kannst weiterhin autistisch bleiben, oder aber du bist mit nur einem Wink ihres Zauberstabs neurotypisch. „Normal“. Nichtbehindert. Unauffällig. In jeder Hinsicht durchschnittlich. Was würdest du tun?

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Inklusion ist überlebensnotwendig

In Deutschland leben 7,6 Millionen schwerbehinderte Menschen, in Österreich sind es weitere 1,6 Millionen – in der Summe also 9,2 Millionen Menschen, deren Teilhabe am gesellschaftlichen Leben eingeschränkt ist. Um sie teilhaben zu lassen, müssen sie in das soziale Leben und in das Berufsleben inkludiert werden.

Doch Inklusion von Menschen mit Behinderung gehört zu den aktuell umstrittensten Themen, wird oft für gescheitert erklärt und hat lang nicht die Dringlichkeit, die notwendig wäre. In Folge dessen fristen viele dieser Menschen in Parallelgesellschaften ein unselbstständiges Dasein, was immer wieder unangenehme oder gewaltvolle Situationen für sie entstehen lässt.  Weiterlesen

Gewalt gegen Menschen mit Behinderung: Nur ein Missstand?

 

Menschen mit Behinderung leben nach wie vor in schweren Zeiten. Zeiten, in denen frustrierte Stimmen die Inklusion für gescheitert erklären, in denen Parallelwelten ausgebaut statt eingerissen werden, in denen man doch „Witze“ über die machen kann, die ihr Leben lang von Diskriminierung betroffen sind. Ganz nach dem Motto „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen“. Weiterlesen

Facetten des Spektrums – Silke und Niklas Bauerfeind

 

Mein Blog war bisher ein Platz, auf dem meine Gedanken zum Thema Autismus Platz fanden. Das war in den fünf Jahren, in denen ich schon blogge, gut und wichtig – inzwischen fühlt es sich aber nicht mehr ausreichend an. Darum beginne ich eine kleine Serie:
In Facetten des Spektrums möchte ich euch spannende Menschen vorstellen. Das können Autist*innen sein, Eltern autistischer Kinder, Fachpersonal, Künstler*innen oder Personen, die auf eine andere Art mit dem Thema Autismus in Berührung sind.

Den Anfang machen Silke und Niklas Bauerfeind. Silkes Blog, auf dem sie nicht nur über ihren autistischen Sohn Niklas schreibt, lese ich schon sehr lange, doch erst seit ich sie im letzten Herbst in Rosenheim persönlich kennen lernen durfte, tauschen wir uns regelmäßig aus. Der Austausch ist mir sehr wertvoll geworden, darum freue ich mich umso mehr, sie hier begrüßen zu dürfen.

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Social Media als Mittel zur Barrierefreiheit?


Eine ganze Weile schon scheint es en vogue zu sein, in Feuilletons und Blogs Rants über Social Media zu schreiben, den Untergang aller entsprechenden Plattformen anzukündigen und eine Entwöhnung vom Smartphone zu fordern. Nicht mehr nur eine Ernährungsphilosophie, soll uns Detox auch in digitaler Form zu besseren Menschen machen. Das Internet, Smartphones, all das hält uns angeblich ja vom wirklich Wichtigen ab: Dem zwischenmenschlichen Kontakt.

Derartige Texte lassen mich ob ihrer Kurzsichtigkeit bitter lachen, denn es gibt Personengruppen – Menschen mit Behinderungen oder Erkrankungen zum Beispiel – für die ermöglicht Social Media erst den Aufbau und die Pflege zwischenmenschlicher Kontakte. Auch für viele Autist*innen sind soziale Medien ein wichtiges Thema und ermöglichen mehr Teilhabe am sozialen Leben. Weiterlesen

Lebensqualität im Spektrum – dürfen wir glücklich sein?

Eine Angst geht um unter Autist*innen – die Angst vor einem guten Leben, vor Lebensqualität und Glück. Das klingt absurd, ist aber tatsächlich die Folge eines diskriminierenden Systems, in dem Menschen mit Behinderung noch immer leben. Lange Zeit habe ich mich gewundert, wie sehr viele autistische Menschen ihr Leiden internalisiert haben, konnte nicht verstehen, warum sie sich nicht trauen, über positive Erlebnisse und Entwicklungen zu sprechen. Der Grund ist ein Tragischer.
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Diese „Krawallautisten“

„Das sind doch diese Krawallautisten“, sagt der ein oder andere Facharzt oder Therapeut, der die Folgen des autistischen Aktivismus an den eigenen Projekten zu spüren bekam. An Eltern und Kolleg*innen gibt er den wohlmeinend klingenden Rat weiter, sich von „denen“ fernzuhalten. Manch einer nennt uns noch etwas phantasievoller „Internetautisten“, was ich sehr lustig finde. Begreift man das Internet als Möglichkeit der Barrierefreiheit, ist das in etwa so, als nenne man Gehbehinderte „Rollstuhlmenschen“ – also ziemlich albern. Weiterlesen

“Es gibt keinen Ort, an dem nicht Gewalt an Frauen mit Behinderungen ausgeübt wird.”


In diesem Jahr beschloss Russland eine fatale Gesetzesänderung: Häusliche Gewalt gegen Frauen ist fortan ein Mal im Jahr straffrei. Statt wie vorher mit einer Gefängnisstrafe wird der prügelnde Ehemann seit der Änderung höchstens mit einer Geldstrafe von 500€ belegt. Was wie eine geschmacklose Satire klingt, ist blutiger Ernst. Initiiert wurde dies von der 51jährigen Russin Jelena Misulina, die damit klassische russische Familienwerte schützen will.
Dass die Weltgesundheitsorganisation WHO Gewalt gegen Frauen als eines der größten Gesundheitsrisiken von Frauen weltweit benennt, stellt man nach dieser Nachricht nicht in Frage. Auch außerhalb Russlands ergeht es Frauen nicht besser. Jede dritte Frau in Europa hat als Erwachsene körperliche oder sexuelle Gewalt erfahren. Weiterlesen

Nach “Team Wallraff”: Inklusion ist die einzige Lösung

Seit der Ausstrahlung von “Team Wallraff” am 20. Februar 2017 ist die Situation von Menschen mit Behinderung und Pflegebedarf Thema vieler Diskussionen.

Die Sendung “Team Wallraff – Reporter undercover” schleust regelmäßig Reporter*innen verdeckt in Unternehmen, Einrichtungen und Organisationen mit dem Ziel ein, Missstände aufzudecken. In der angesprochenen Folge recherchierte eine Frau als Praktikantin in Einrichtungen und Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Sie fertigte versteckte Filmaufnahmen an, die viele RTL-Zuschauer*innen zu Recht schockierten. Was mich gleichermaßen entsetzte: die Reaktionen auf die Sendung, die die Geschehnisse entschuldigten und relativierten.

Während ich auf Twitter die immer hitziger geführte Debatte verfolgte, wurde mir vor allem eines bewusst: Mein Umgang mit Behinderung weicht stark von dem der meisten Menschen ab. Weiterlesen