10 Dinge, die man nicht zu Autisten sagen sollte.

Da ich zunehmend offener mit meinem Autismus umgehe, werde ich immer öfter mit Vorurteilen und merkwürdigen Ansichten konfrontiert. Das Folgende ist mir also ein Anliegen:

1. Du bist Autist? Das kann nicht sein.

Ach, wirklich?
Nun, wenn man weiß, dass man Autist ist, ging dem in der Regel ein langer Leidensdruck voraus, der in einer Facharztdiagnose gipfelt. Wenn jemand also sagt, er sei Autist, kann man davon ausgehen, dass die Person weiß, wovon sie spricht.

2. Ich dachte, Autisten seien geistig behindert?



Autismus ist ein sehr großes Spektrum, das von leichten Auffälligkeiten bis zu geistiger Beeinträchtigung, von überaus hoher Intelligenz bis zum Mutismus reichen kann. Die Symptome sind vielzählig und von unterschiedlichster Ausprägung. Kein Autist gleicht in seiner Symptomatik einem anderen, so wie kein neurotypischer Mensch einem anderen gleicht. Ein Grund, warum ich nie von „allen Autisten“ spreche bzw. sprechen kann, sondern stets die Formulierung „manche“ oder „viele“ verwende.

3. Und was ist Deine Inselbegabung?

Savants (Menschen mit Inselbegabung) sind Personen, die in einem sehr kleinen Bereich sehr außergewöhnliche Leistungen erbringen, sonst aber entwicklungsgestört sind. Ja, 50 Prozent der Savants sind Autisten. Geht man davon aus, dass es etwa 100 bekannte Savants gibt (Quelle: Wikipedia), aber 3 von 10.000 Kindern nach gängigen Diagnosekriterien autistisch sind, fällt also auf, dass die allerallerwenigsten Autisten Savants sind.
Autisten haben allerdings Spezialinteressen, was ähnlich klingen mag, aber nicht vergleichbar ist. Wir interessieren uns für ein oder mehrere Themen und schaffen es, innerhalb sehr kurzer Zeiträume enormes Wissen darüber zu sammeln. Die Beschäftigung damit ist Rückzug und Erholung und somit wichtig und gut.

4. Warum reißt Du Dich nicht einfach zusammen? Wir haben doch alle Probleme. Mir wird auch manchmal alles zu viel!



Nein. Sag das nicht. Sag das einfach nicht. Das ist demütigend und falsch und grausam und…nein.
Außerdem: Wie bitte reißt man sich zusammen? Man kann doch nur Dinge auseinander reißen.

Solche Aussagen lassen massiven Druck entstehen und grenzen aus. Wer noch nie einen Overload erlebt hat, noch nie an der eigenen Unfähigkeit in vermeintlich einfachen Dingen wie Kontaktaufnahme, Kommunikation, Alltag etc. litt, sollte derart hochmütige Sätze nicht aussprechen. Autismus ist keine sichtbare Behinderung, nichts, was Anderen gleich ins Auge springt. Das macht es noch einmal schwieriger, Verständnis und Rücksichtnahme zu erhalten.

5. Dann bist Du doch ein Informatik-Genie? Ich habe da nämlich ein Problem mit meinem Computer.



Ähm. Ja. Nein. Eher nicht so. Ich zumindest nicht. 
Entschuldigung.
Es gibt Autisten mit dem Spezialinteresse Informatik, die auch beruflich die Möglichkeit haben, dies zu nutzen. Eine Studie ergab aber, dass sich die meisten wohl eher für (andere) Naturwissenschaften interessieren.



6. Ach, Du hast nur Asperger? Du bist also gar kein richtiger Autist.



Es gibt keinen „Autismus light“ und ich muss noch einmal auf das Spektrum hinweisen. Asperger-Autismus ist weder ein leichter, noch „kein richtiger“ Autismus, es ist einfach nur Autismus und bringt somit Vor- und Nachteile mit sich.

7. Dann hast Du also keinen Humor?



Doch, ich bin ein sehr humorvoller Mensch, neige aber wie sehr viele Autisten dazu, Dinge wörtlich zu verstehen. Ironie und Sarkasmus sind mir nicht fremd, im Gegenteil. Doch bei mir unbekannten Menschen kann ich sie ebenso wenig lesen wie Mimik, Gestik und nonverbale Informationen. Kommunikationsprobleme sind Teil des autistischen Alltags.

8. Du kannst kein Autist sein, Du hast ja Gefühle!



Ja. Und wenn  man mich schneidet, dann blute ich.
Warum sollte ich keine Gefühle haben? Viele Autisten berichten, dass sie Emotionen sogar aussergewöhnlich tief und intensiv erleben. Doch man sieht es uns oft nicht an, es spiegelt sich seltener in unserer Mimik und man macht doch vieles mit sich selbst aus, statt es nach außen zu kommunizieren. Ich behalte meine Gefühle am liebsten dort, wo sie meiner Ansicht nach hingehören: In mir.

9. Autismus ist doch eh nur so eine Modediagnose. Wie (hier andere vermeintliche Modediagnosen einfügen).

Nein. Definitiv nicht.
Die Diagnoseverfahren, die Möglichkeit der Diagnostik und die Anzahl der Spezialisten haben in den letzten Jahren zugenommen. Es ist nur eine logische Konsequenz, dass nun auch mehr Diagnosen gestellt werden können. Das Diagnoseverfahren, das nach dem Ausschlussverfahren funktioniert, ist streng und detailliert, was das Risiko von Fehldiagnosen verringert.

10. Wie viele Zahnstocher liegen hier auf dem Tisch?



Vergiss Rain Man. Bitte. Ganz schnell.

39 Gedanken zu „10 Dinge, die man nicht zu Autisten sagen sollte.

  1. Danke!

    Am besten gefällt mir

    Zitat: „8. Du kannst kein Autist sein, Du hast ja Gefühle!



    Ja. Und wenn man mich schneidet, dann blute ich.“

    ergänzend, wenn man mich seelisch verletzt, dann tut das WEH! Also LASST es!

  2. Danke für die Liste 🙂

    Ich denke, man hält es für eine Modediagnose, da einige intelligente Menschen, die im Leben klar kommen ziemliche Ähnlichkeiten mit Autismus/Asperger Syndrom haben, aber es z.B damals nie Diagnostiziert worden ist.

    Würdest du sagen, dass es sich lohnt, eine offizielle Diagnose machen zu lassen? (ich fragte in einer Uniklinik nach, die boten mir einen Termin im August 2015 an.. insofern bin ich etwas unschlüssig)

    1. Hallo,
      ja auf jeden Fall.
      Mein Mann (Autist) war froh zu wissen warum
      er so ist wie er ist, ich bin froh das ich weiß wie ich mit ihm umgehen und leben kann.
      Ich versuche immer wieder durch seine Augen die Welt zu sehen. Ich bin kein Autist aber diese Wet hat was…
      Mach den Test.. LG Tina

      1. Hey, ich würde dem ganzen nur bedingt zustimmen…
        Ich kann von mir sicher sagen, dass ich ein Autist bin; nur habe ich mir das niemals auf einem „Papier“ belegen lassen. Und das hat auch einen Grund. Ich wuerde bei meiner Berufswahl Probleme bekommen, denn der Arbeitgeber kann das (um die Ecke( einsehen… Um die Gewissheit zu haben ist es allerdings wichtig.

      2. Hey, ich bin´s nochmal.
        Als ich bei meiner Psychaterin war, meinte sie, dass es für den Arbeitgeber möglich sei; ich vertraue ihr in dieser Angelegenheit

      3. Hallo 🙂

        Ich stimmt Tina zu. Ich bin auch Autistin habe eine „offizielle “ Diagnose, aber nur für die Umwelt! Der Mensch neigt dazu, nur etwas ernst zu nehmen, wenn es „schwarz auf weiss“ getippt ist. Ich habe es jetzt dadurch in meiner Familie (Geschwister) leichter!

        Und manche brauchen es für sich selbst, dass sie endlich Klarheit darüber haben.

      4. Liebe Tina,

        ich habe enorme und sich immer wiederholende Probleme mit meinem Mann,
        meine Nachforschungen ergaben, dass er zumindest eine Autismus-Spektrums-Störung hat.
        Aber er mag darüber nicht sprechen.
        Hast du Tipps fürs mich?

        Liebe Grüße
        Christiane

    2. Ich finde, eine Diagnose lohnt sich nur, wenn Du auf Unterstützungen angewiesen bist, für deren Bewilligung man eine benötigt oder wenn Du einen Schwerbehindertenausweis beantragen möchtest.

      Diagnostik ist nicht frei von Risiken und es geht dabei nicht zwangsläufig um Dich. Viele Diagnostikstellen gehören zu Forschungseinrichtungen und deren Diagnosen repräsentieren dann deren Vorstellung von Autismus. Das heißt, es kann Dir passieren, daß Du ein Merkmal hast, was nicht in deren Forschungsrichtung paßt und dann wirst Du deswegen aussortiert. Ich will auch nicht den Teufel an die Wand malen, aber ich hab schon Autisten erlebt, die ihren eigenen Autismus (von dem sie zuvor überzeugt waren) auf Grund des Urteils eines Arztes in Frage gestellt haben. Ich hab da aber auch sehr schlechte Erfahrungen gemacht.
      Jedenfalls kann ich es sehr empfehlen, einfach mal in eine Selbsthilfegruppe zu gehen, am besten eine wo es auch Menschen gibt, die in etwa Deinem Profil entsprechen, was Alter, Lebenssituation und Autismusausprägung angeht. Jedenfalls war es für mich ein sehr viel prägenderes Erlebnis, daß erste Mal in einem Raum voller Autisten (bzw. Menschen so wie ich) zu sitzen, als die Diagnose in Händen zu halten. Und vor allem: dieses Gefühl kann mir kein Arzt jemals mehr nehmen.

  3. Arghhh… ich brenne vor Ärger und leider Gottes auch Hass über all die Idioten, die mir – wirklich! – jedes Mal, wenn ich mich „oute“ anhören muss. Zum Verrücktwerden!

    Danke sehr für die Liste. Tut gut Leidensgenossen zu wähnen.

  4. Ich verstehe ja, dass man mit immer den gleichen Fragen, Klischees und Vorurteilen konfrontiert wird, dass das irgendwann mal nervt, allerdings ist es nunmal Tatsache, dass Autisten eine Minderheit sind und die meisten Menschen nie einen Autisten persönlich kennenlernen. Nun kann man natürlich (auch etwas genervt) alles Nachfragen und die immer gleichen Kommentare z.B. mit so einer Liste abschmettern, dann muss man sich aber auch fragen: was ist mir lieber? Immer die gleichen Fragen und Kommentare ertragen und beantworten, oder Ignoranz, oder ein ängstliches Verhalten der Mitmenschen, bloß nichts falsches zu sagen, was wieder zu Ignoranz führt?

    Zudem möchte ich noch zu Punkt 6 etwas sagen:

    “Ach, Du hast nur Asperger? Du bist also gar kein richtiger Autist.

”

    Die Frage ist meiner Ansicht nach völlig berechtigt. Erstens wegen den Punkten, die ich oben schon nannte: wenn jemand keine Ahnung hat, keinen Autisten kennt, die etablierten Medien zudem nur Klischees weiterverbreiten, woher soll er wissen, was genau Asperger ist, wie sich diese Diagnose bei Einzelnen genau äussert? Und nein, man kann nicht von jedem erwarten, über alles bescheid zu wissen, bevor man sich mit jemanden unterhält, sich erstmal zu informieren (ich ziehe es auch vor, direkt zu fragen, als von Leuten zu lesen, die über die Betroffenen reden.)

    Und noch eine Sache: Kritisiert wird zurecht, dass alle Autisten in einen Topf geworfen werden und alle ohne Ahnung und Erfahrung nur mit Klischees und oberflächlichem Wissen gefüttert werden. Doch tust du und andere bloggende und twitternde Asperger das auch: Asperger-Autisten haben selten diese krassen kommunikativen und sozialen Probleme und diese reden nun im Namen aller Autisten, von denen nun mal viele gar nicht mitreden können. Auch wird von euch viel einfach abgetan: vehement wird bestritten, dass Autisten leiden z.B.. Und so wird eine große Zahl wieder ignoriert.

    Ich finde also schon, dass ihr betonen solltet Asperger zu haben, nicht diese generelle Bezeichnung “Autist” vereinnahmen solltet (auch wenn es sachlich korrekt ist).

    Ich habe seit 10 Jahren schwere, chronische Depression und seit 5 Jahren Panik- und Angstörungen. Es ist mir so zuwider, wenn einige (vor allem im Netz!) meinen, sich als Depressive zu bezeichnen, wenn sie einfach nur mal “down” sind, oder es ihnen einfach mal wegen ganz gewöhnlicher Sachen (Liebeskummer, Jobverlust etc.) schlecht geht (und ich glaube ihnen ja, dass es ihnen schlecht geht, doch hat das nichts mit Depression zu tun). Der Vergleich Depression – Kummerhaben und Autist-Asperger hingt zwar etwas, aber vielleicht versteht man meine Ansicht dann etwas besser 😉

    1. Ich denke, man versteht mich hier gravierend falsch. Als Asperger-Autist stelle ich eine Facette in einem sehr großen Spektrum dar und es liegt an mir, über das komplette Spektrum aufzuklären.
      Zudem besitzt dieser Text keinen genervten Unterton, sondern bedient sich meiner ganz persönlichen humoristischen Art.

      1. Hab gerade deine Kommentare bei Twitter gelesen. Wieso hast du mir das hier nicht direkt gesagt? Irgendwelche Unterstellungen, keinerlei Antwort oder Kritik auf das was ich oben sage.
        Ich kommentiere nur noch äusserst selten in Blogs und wieder war es wohl ein Fehler. Vergiss es einfach.

      2. Hm… auf mich wirkt der Text auch etwas genervt, vorallem aber herablassend im Unterton, Formulierungen wie „Ähm. Ja. Nein. Eher nicht so.“ tragen dazu bei. Das erinnert mich an diesen typischen SJW-Jargon und ich finde Deine Texte sind eigentilch für sich gut genug und brauchen es nicht, sich an sowas anzuhängen. Bevor ich auf den eigentlichen Text eingehe, erlaube mir eine Frage: warum denkst Du, daß es an Dir liegt über das ganze Spektrum aufzuklären?

        „leichten Auffälligkeiten bis zu geistiger Beeinträchtigung, von überaus hoher Intelligenz bis zum Mutismus“

        Die Formulierung finde ich ein wenig mißverständlich. Man kann das so verstehen, als wären das Dinge, die sich auf dem Spektrum gegnüber stehen, also Mutismus als das Gegenstück/-teil zu hoher Intelligenz, aber so war es sicherlich nicht intendiert, oder?

        „4. Warum reißt Du Dich nicht einfach zusammen? Wir haben doch alle Probleme. Mir wird auch manchmal alles zu viel!

“

        Ich muß sagen, ich habe mir an dieser Stelle mehr erwartet. Du sprichst für mich eigentlich genau den wesentlichen Punkt an, der das Zusammenleben von NTs und Autisten so schwer macht. Gut, es gibt da die Sache mit der Kommunikation, die ist auch nicht immer leicht, aber meiner Ansicht nach sind diese Schwierigkeiten, wenn beide Seiten daran interessiert sind, sehr gut zu managen.
        Was ich aber deutlich schwieriger finde, ist dieser Unterschied in der Anstrengung, die es kostet, Dinge zu tun und der Kompensationshandlungen, die Autisten unternehmen, um Situationen erträglich zu machen. Das kann beim Kannerautisten ein Verhalten sein, was von seiner Umgebung dann als „herausfordernd“ bezeichnet wird. Beim Aspie kann sich das manifestieren als jemand, der nicht mehr zu sozialen Events eingeladen wird, weil er in der Vergangenheit erschöpfungsbedingt deutlich öfters absagen mußte, als die NTs in jenem sozialen Kreis, was dann von den NTs als Abweisung aufgenommen wird.
        Du schreibst an dieser Stelle, wer noch nie einen Overload erlebt hat, der darf sich kein Urteil bilden, was natürlich für sich genommen, eine berechtigte Aussage ist, leider hörst Du dann schon auf. Meinst Du nicht, es wäre hilfreicher, zumindest einen Ansatz an die Hand zu geben, mit dem man versuchen kann, einen Overload nachzuvollziehen?
        Muß allerdings an dieser Stelle eingestehen, ich kann es nicht, bzw. ist es mir bisher noch nicht gelungen, NTs in meiner Umgebung zu auf eine Art und Weise zu vermitteln, was ein Overload ist, der es ihnen ermöglicht, das auch in ihr Handeln einfließen zu lassen bzw. es in eine sinnvolle Art der Rücksichtsnahme zu übersetzen.
        Ich fände es jedenfalls total spannend, wenn es quasi eine Art Overload-Workshop gäbe, den man mit NT-Bekannten mal durchmachen kann. Einfach nur, damit sie mal wissen, wie das ist. Vielleicht auf einen Drehstuhl setzen, ganz schnell drehen, und erst 5 Minuten, nach dem sie gesagt haben, daß sie genug haben, mit dem Drehen aufhören. 🙂

        1. Dieser Text funktioniert als sehr kurzer, humorvoller Abriss, in diesem ist es nicht möglich, auf jeden Punkt näher einzugehen. Er erhebt nicht den Anspruch umfassender Aufklärung. Dieser ganze Blog dient nicht der umfassenden Aufklärung. Bitte beachte dies.
          Ein Leser, der sich mehr Informationen wünscht, kontaktiert mich, oder beginnt eine eigenständige Recherche und genau das ist es, was ich erreichen möchte.

      3. Du schrubst aber in dem Kommentar, auf den ich mich beziehe „Als Asperger-Autist stelle ich eine Facette in einem sehr großen Spektrum dar und es liegt an mir, über das komplette Spektrum aufzuklären.“, darauf bezog sich meine Nachfrage. Kannst Du das noch ein wenig erläutern?

    2. Hallo Lene,

      ich möchte gerne auf zwei, für mich markante Punkte in deinem Post antworten.

      >>Auch wird von euch viel einfach abgetan: vehement wird bestritten, dass Autisten leiden<> …(Liebeskummer, Jobverlust etc.) schlecht geht (und ich glaube ihnen ja, dass es ihnen schlecht geht, doch hat das nichts mit Depression zu tun)…<<

      Doch hat es. Es gibt unglaublich verschiedene Formen von Depressionen. Im DSM-5 ist sogar Trauer als Ausschlussfaktor verschwunden.

      Ich lebe da nach einer einfachen Philosophie: "Jeder hat die Sorgen – die seiner Perspektive entsprechen und es ist an niemanden darüber zu urteilen oder sie zu gewichten."

      Liebe Grüße
      Tobi

    3. Hallo Lene,

      Ich muss gestehen, dass ich den Aufruhr nicht ganz verstehe. Der Text war für mich einfach unterhaltsam und weniger (gesellschafts)-kritisch. Asperger IST eine Form von Autismus.

      Und dein Vergleich mit den Depressionen hinkt ganz gewaltig; ich weiß wovon ich da rede!

  5. @ Lene

    für meine Begriffe leiden Autisten nicht an Autismus sondern an den dadurch entstehenden Kommorbiditäten. zB Depression und PTBS

    Und ja, auch jemand der sich seit Jahren im Kampf gegen Behörden befindet, um für seine autistischen Kinder vernünftige Hilfen zu bekommen, kann aufgrund der schieren Unwissenheit und Unverständnis und falschen Hilfsangeboten in Depressionen geraten. Und auch ein Jobverlust, der die Existenzgrundlage beeinträchtigt kann ab einem gewissen Alter in eine massive Depression führen.

    Denn reines Trauern führt selten zu Selbstmordgedanken.

    Und Asperger soll per Definition im ICD 11 bzw. DSM V so nicht mehr erscheinen sondern es soll Autismus-Spektrums-Störungen (ASS) heißen. Also fällt die Klassifizierung weg. Das gleiche gilt für frühkindlichen Autismus, atypischen Autismus und HighFunktioningAutismus.

    Und ganz ehrlich, man kann diese oben erwähnten, durchweg dämlichen Fragen bei wirklichem Interesse auch ganz anders stellen. Nämlich wenn man fragt,

    stimmt es das ……… und wie ist dies bei Dir ???

    Das wirkt eher wie ein Türöffner, als das plakativ irgendwelche Behauptungen in den „Raum gestellt“ (RW) werden.

  6. Hallo Danke das spricht mir aus der Seele oh nun so viele Vorurteile höre ich meistens nicht. Ich bekommen eher den oh du armer Blick. Zwei Vorurteile die bei mir nicht passen sind ich spreche in Metaphern und erkenne Gesichter durchaus. Hat jemand Tipp wie man sein Autismus besser akzeptieren kann oder damit noch besser klar kommt.
    Und ja das mit den Gefühlen und habe dich nicht so. Wir fühlen warum auch nicht. Danke nochmals es ist nicht einfach ein asperger zu sein aber es lässt sich damit leben.
    Mögen wir alles über stehen und vorwerts gehen.

    1. Besoders dämlich werden die Kommentare auch, wenn man sowohl Autismus, als auch Depression hat.

      -„Depression? Als Autist hast du doch gar keine Gefühle!“
      -„Autismus? Den bildest du dir nur ein, weil du depressiv bist! Reiß
      dich mal ein bisschen zusammen!“

      Selbst Therapeuten können sich hier als überaus ignorant erweisen:
      Mehrfach ist mir schon gesagt worden, ich solle mich in Sozialkontakten „einfach stärker bemühen“, dann würde auch die Depression ganz einfach verschwinden.und alles supi werden…

  7. Danke!
    Inzwischen hat sich übrigens der richtige Therapeut gefunden und es geht wieder stetig bergauf.
    Sollte noch jemand mit Therapeuten/ Ärzten schlechte Erfahrungen gemacht haben:
    Lasst euch nicht unterkriegen und versucht lieber einen Besseren zu suchen.

  8. Wenn ich Worte wie „Modediagnose“ höre, wird mir grundsätzlich schlecht! 🙁 Als ob eine „Mode“ irgendetwas damit zu tun hätte, dass die Person ein Leiden hat. Dann sollen sie sich halt irgendeine andere Diagnose suchen, die ihnen besser schmeckt. Ändert auch nichts daran, dass jemand Probleme egal welcher Form hat, die man ernst nehmen sollte.

  9. Schön geschrieben ^^
    Ich mag deinen Blog.

    Overloads sind echt schwer zu beschreiben.
    Bei mir zb wird alles laut Geräusche vermischen sich.
    visuell verschwimmt alles zu viele details.
    So das am ende nur ein lautes Rauschen ist.
    Das sogar meine eigenen Gedanken übertönt.
    Bin ich dann noch unter vielen Menschen,
    Dreht dann in meinem fall zusätzlich meine Motorik auch mal gerne durch,
    so das ich kein durchgehendes Lauftempo halten kann.
    Dann fühle ich mich von allem Beobachtet als würde man mir das ansehen.
    Was natürlich nicht der fall ist,ist mir klar aber es fühlt sich so an.

    Als Kind ist mir häufig einfach nur ohne Vorwarnung „schwarz geworden“.
    So viel dazu
    Greetings
    Nemo

  10. Danke für diesen schönen Artikel. Den werde ich gleich mal rumzeigen.

    Aber in meiner Ecke des autistischen Spektrums kann ich einfach nicht über diesen Satz hinweg lesen:

    „…jedes 3. Kind von 10.000…“

    Meinst du „jedes dritte Kind“?

    Oder „3 von 10.000 Kindern“?

    Oder „jedes dritte Kind aus einer Gruppe von 10.000, die in Studie soundso untersucht wurden“?

  11. da ist noch ein
    die ich auf mein arbeids und ausbildungsplaze de letst 5jahr anhören muss

    1 und wen men dan fragen hat horch das sten dich von ein meister .

    Du bis Asperger Autist dan bist du Hochbegabt.

    2 in der berufschulen autisten sind die oberslauw streber .

  12. Hier die Frage einer NICHT-Autistin: Was darf man denn sagen?!

    Hey, diesen Blog habe ich eben entdeckt und bin begeistert, fasziniert und….. ja auch ein wenig durcheinander…
    Wahrscheinlich bin ich KEINE Autistin und finde es großartig, dass hier Menschen, die sich in irgendeiner Weise mit diesem Begriff in Verbindung bringen, so offen über ihre Wahrnehmungen, Gedanken, Erlebnisse berichten!!!!!
    Das ist eine echte Hilfe für Menschen die nicht betroffen sind, aber mit autistischen Menschen leben, oder leben möchten….
    Ich bin Lehrerin und habe vor einem Jahr ein junge Frau als Mentorin durch ihr Referendariat begleitet, sie verhielt sich in wunderbarer Weise anders, …
    Mit unglaublicher Genauigkeit bereitete sie ihre (Musik-)-Stunden vor, komponierte eigene Stücke, informierte sich zu jedem Kind umfänglich und machte großartigen Unterricht.
    Doch als Kollegin war sie nicht so recht zu gebrauchen, sie vermied fast jeden sozialen Kontakt innerhalb des Lehrerteams, auch hatte sie große Schwierigkeiten außerhalb der Unterrichtssituation mit den Kindern zu interagieren oder gar Elterngespräche zu führen. Ganz schlimm waren Unterrichtsbesuche seitens der Studienleiter und dann die Prüfungszeit; Ich habe noch nie einen Menschen mit so großer Angst und so vielen Selbstzweifeln gesehen, der gleichzeitig so begabt ist!!!!! Das Urteil der Prüfungskommission war entsprechend ambivalent: Einige hielten sie für total ungeeignet, andere für einen Segen. Ich selbst habe ihr immer Mut gemacht und sie unterstützt, war begeistert von ihrem Ideenreichtum, gleichzeitig habe ich sehr wohl wahrgenommen, dass hier ein Mensch an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit geht und machte mir Sorgen, ob sie das durchhalten kann…Aber schließlich, so dachte ich mir, bin ich nicht dafür da IHRE Entscheidungen zu beurteilen, sondern sie in IHRER Entscheidung zu UNTERSTÜTZEN. Ihre Prüfungszeit war ein mittleres Drama, bei dem mir, als ich ihr einmal eine Suppe nach Hause brachte, weil sie es seit Tagen nicht geschafft hatte, vernünftig zu essen, ihre komplette Isoliertheit ins Auge sprang. Niemand war für sie da, niemand teilte mit ihr ein wenig Alltag und half ihr diese für JEDEN schwierige Zeit zu überstehen. Schließlich hat sie das zweite Staatsexamen tatsächlich bestanden, sogar ziemlich gut.
    Aber nun komme ich zu meinem kleinen Problemchen: Es war eine schöne, intensive Zeit mit ihr. Wir haben es tatsächlich geschafft (auch privat) uns nahe zu kommen, viele gemeinsame Interessen haben wir dabei entdeckt und schöne, auch lustige, gemeinsame Stunden in Gesprächen und auf Spaziergängen verlebt…
    Sie hat mich teilnehmen lassen an ihrer Sicht auf die Welt und ich konnte von mir erzählen: Für mich hatte sich hier eine schöne, tief empfundene Freundschaft entwickelt und auch sie hat mir einmal geschrieben, dass sie seit langem niemanden mehr kennen gelernt hätte, mit dem sie sich so intensiv unterhalten könne. Nun hat sie ihr Examen bestanden und arbeitet tatsächlich an einer anderen Schule, wir leben in der gleichen Stadt und ich…..höre fast nichts mehr von ihr….SMS werden zwar „pflichtgemäß abgearbeitet“ persönliche Begegnungen gibt es nicht mehr.
    Darüber bin ich sehr, sehr traurig. Versuche den Kontakt ein wenig aufrecht zu erhalten scheinen zu misslingen und irgendwie habe ich das Gefühl immer alles falsch zu machen, lästig zu sein.
    Soll ich einfach loslassen? Das will ich irgendwie nicht, denn schließlich hält das Leben ja nicht unbegrenzt viele tiefe Begegnungen für einen bereit.
    Schreibt mir doch mal ein paar Gedanken, die euch dazu so kommen….Ich würde mich freuen!

    1. Hallo Gundula,

      danke für deinen Kommentar. Ich kann und will nicht viel dazu sagen, da ich die besagte Frau ja nicht kenne und man nie über Menschen pauschal urteilen kann, egal ob autistisch oder nicht. Ich kann dir nur einen Gedanken mitgeben. Neue Lebenssituationen können so anstrengend und kräftezehrend sein, dass alles andere darunter leidet, auch Kontakte zu anderen Menschen. So ein Zustand kann lange anhalten. Jede*r verarbeitet Veränderungen in einer anderen Geschwindigkeit. Wie gesagt – ich kenne sie nicht und weiß nichts über sie, aber eventuell hat sie einfach keine Kraft übrig für soziale Kontakte.

      Viele Grüße
      Marlies

      1. Hallo Marlies,

        ich danke dir ganz herzlich für deine Antwort!!!

        Natürlich ist mir klar, dass es für KEINE Gruppierung von Menschen allgemein gültige Aussagen gibt, außer eben die, nach denen man gruppiert hat. Das sagt jedoch noch nichts über das Individuum aus.
        Und dennoch: Es gibt anscheinend Ähnlichkeiten unter Autistinnen, Lehrerinnen, Musikerinnen,…
        Daher hast du ja auch diesen schönen Blog ins Leben gerufen.
        Aufklärung über Gruppierungen von Menschen beinhaltet Verallgemeinerung, oder 😉 ?
        Auch in deinen „10 Dingen“ wird ja ordentlich pauschalisiert…was aber gerade für etwas anders tickende Menschen wie mich eine Hilfe sein kann und daher meiner Ansicht nach legitim ist.

        Vielen Dank also für deinen Gedanken:
        Einfach in dieser Phase der Neuanfänge keine Kraft mehr da, für soziale Kontakte. Das kann ich ganz gut nachvollziehen, denn das ist mir auch schon öfter so gegangen. Doch die viel längere Dauer einer solchen Phase, als ich sie von mir kenne, verunsichert mich.

        Durch den Kopf gehen mir auch folgende (unzulässig generalisierende ? ;-)), daraus resultierende Fragen:
        Mir GEBEN freundschaftliche, soziale Kontakte Kraft. Ich bin froh, wenn ich Menschen finde, die einen neuen Blick auf meine Sorgen und Erlebnisse werfen und ich freue mich, wenn meine Freunde mir ihre Erlebnisse, Fragen und Sorgen anvertrauen.
        Empfinden Menschen mit Autismus das nicht so? Sind auch „nahe“ Menschen eine Belastung, der man sich nicht zu lange aussetzen kann? Immer? Oder ist es eher die Angst vor vielfältig erlebten Missverständnissen und deren Vermeidung, die Begegnungen zum Kraftakt werden lassen?
        Ist die Einsamkeit gesuchter Schutzraum, oder eine Falle und Folge von Missverständnissen und Verletzungen? Oder beides?
        Was würdest du dir von einer Freundschaft wünschen? Oder suchst du gar keine?
        Kann es sein, dass Unterschiede der Bedürfnisse innerhalb einer Freundschaft vor allem quantitativer (weniger qualitativer) Natur sind: LÄNGERE Intervalle zwischen Begegnungen, KÜRZERE Treffen, KLEINERE Gruppen (oder besser gar keine), WENIGER Themen, WENIGER reden, MEHR einfaches, gemeinsames Tun (spazieren gehen, wandern, Radfahren….)?

        Mir ist klar, dass so etwas immer nur aus der eigenen Perspektive heraus beantwortet werden kann.
        Dazu möchte ich dich und auch andere ermuntern….

        Ganz herzlicher Gruß aus Norddeutschland

        Gundula

        p.s. Irgendwie scheint die Homepage nicht besonders gut programmiert zu sein, oder ich stelle mich zu blöde an……kann sein, das du meine Antwort zweimal bekommen hast….sorry!

        1. Hallo Gundula,

          danke für die Antwort. Es ist etwas schwierig, die relevanten Informationen aus dem langen Text zu extrahieren, also jene, auf die ich eingehen soll.

          Freundschaften sind, wie alle sozialen Kontakte anstrengend und kosten Kraft, da wir nicht intuitiv interagieren und anders verarbeiten. Da spielen Sinnesreize eine Rolle, Ängste, Erfahrungen, die Notwendigkeit der Analyse alles Gesagtem und Getanem. Das schmälert ihren Wert aber nicht. Bei mir hat es fast ein Jahr nach einem Jobwechsel gedauert, bis ich wieder ein ausreichendes Maß an Kraft für Freizeitaktivitäten mit meinen Freund*innen hatte und ich brauche jedes Mal Erholung davon, ganz wertfrei. Das mag manchen lang erscheinen, anderen nicht. Für mich ist es lediglich ein Fakt.

          Einsamkeit ist nie gut, nicht gesund und nicht freiwillig. Einsamkeit entsteht, wenn das Bedürfnis nach dem Alleinesein alle Personen um einen herum vertrieben hat und es braucht sensible und wertschätzende Menschen, die nicht gehen, wenn man länger still ist. Ich bin dankbar für jede*n einzelne*n und musste erst 30 werden, um das erleben zu dürfen.

          Zur Homepage: Sehr lange Kommentare werden vom Plugin als Spam behandelt, da sie Mustern gleichen, die von Spambots verwendet werden.

          Zum Artikel: Listicals sind ein humorvolles Stilmittel. Sie dürfen pauschalisieren und transportieren dadurch niedrigschwellig relevante Inhalte.

          Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen.

          Viele Grüße
          Marlies

  13. Liebe Marlies,

    ich bin dir dankbar für deine offenherzige Erwiderung. Sie hilft mir sehr weiter. Und ich finde es großartig, dass du dir überhaupt die Zeit nimmst meine für dich bestimmt etwas dümmlichen und unbeholfenen Frage zu beantworten.
    Ich werde mich also in Geduld üben…Und da muss ich auch echt noch üben…
    Und ich hoffe sehr, dass ich es auf diese Weise schaffen kann, den Kontakt aufrecht zu erhalten!

    Deinen Listical finde ich übrigens (diesen Ausdruck kannte ich nicht) witzig, augenzwinkernd und eben anregend und nachdenklich machend. Hat ja auch voll gewirkt bei mir 😉

    Noch einmal herzlichen Dank
    und ganz liebe Grüße
    Gundula

  14. Danke für die Auflistung.
    Ich bin 43, auch aus Wien und hab die Asperger Diagnose seit 12 Tagen, ca. 30 Jahre später als gut für mich gewesen wäre.
    Bis jetzt hab ich erst sehr wenigen Leuten davon erzählt und eine der ersten Reaktionen war Punkt 1 fast wortwörtlich. Das hat mich unter unglaublichen Druck gesetzt, nach dem Motto, jetzt muss ich beweisen, daß ich trotzdem Autistin bin, obwohl mans mir doch überhaupt nicht anmerkt.
    Nö, ich hab mit dem Wisch in der Hand das 1. Mal Leben das Gefühl, daß ich niemandem mehr irgendwas beweisen muss.
    Ich bin noch immer unter Schock und verarbeite das, aber jetzt kann ich endlich meine Welt ordnen, kenn mich aus und hab das Gefühl, endlich kann ich mir erlauben, wirklich ich zu sein, wo auch immer mein wahres ich vergraben liegt, die Trümmer räum ich gerade weg.
    Dass einem die Diagnose nichts bringt, halte ich nicht für richtig. Man kann wegschieben, verdrängen, sich verstellen, anpassen, versuchen so zu tun, als ob alles normal ist, aber im Endeffekt wird man das Gefühl nicht los, dass da etwas ist, das nicht passt, als ob man nie wirklich Frieden findet. Es klingt vielleicht komisch, aber ich hab das Gefühl, daß ich angekommen bin und mit meiner Suche am Ende. Lieber Overloads bei denen man versteht was abgeht und lernt, damit umzugehn als Overloads, die man weder versteht noch zuordnen kann, für die man sich selber hasst oder zumindest nicht mag und die einen verzweifeln lassen, weil mans nicht versteht und nicht in den Griff kriegt.
    Mit der Diagnose kann ich „arbeiten“.

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